Day-Trading: 90% verlieren (by Oliver Sorin )
Day-Trading boomt
Day-Trading, das schnelle Geschäft mit Aktien und Derivaten, findet auch in weiteren Bevölkerungsschichten Verbreitung und genießt zunehmende Bekanntheit. War bis vor wenigen Jahren nur einigen Börsenexperten und Insidern die Möglichkeit des sekundenschnellen Handelns bewusst, wissen heute viel mehr Börsenteilnehmer darüber Bescheid, dass bereits minimale Kursschwankungen durch den Leverage Effekt bei Derivaten, durch niedrige Transaktionskosten und schnelle Orderausführung, profitabel genutzt werden können.
Durch den vereinfachten Zugang zum Online Trading, hochspezialisierte Online Broker und einer boomende Trading Industrie mit einer Flut von Softwarepaketen, Büchern, Börsenbriefen und Trading-Coach Services, hat sich Day-Trading von einem reinen Insidergeschäft, zu einer bekannten Spekulationsart entwickelt. In Amerika gibt es heute schätzungsweise 4000 bis 5000 professionelle Day-Trader, die damit ihren Lebensunterhalt finanzieren, aber wohl zigtausende, die sich schon einmal in ihrem Leben mit Day-Trading beschäftigt und darin selbst versucht haben. Jedermann kann heute mit Aktien in Sekundenschnelle „zocken“, entweder von zuhause aus, mobil mit dem Laptop, oder sogar mit dem iPhone als vollwertige mobile Tradingstation.
NASAA deckt auf Doch der einfache Zugang zum Day-Trading bringt für den durchschnittlichen Börsenerfahrenen auch Gefahren mit sich. Der Verband der regionalen Wertpapier-Aufsichtsbehörden in den USA (NASAA) überprüfte 4094 Transaktionen von Daytradern, wobei 70 Prozent der Transaktionen im Verlust endeten. Andere Studien kommen zu noch größeren Verteilungsunterschieden zwischen Gewinnern und Verlierern und in der Trader- Szene wird allgemein davon ausgegangen, dass weniger als 5% aller, die sich im Daytrading versuchen, langfristig überleben. http://www.manager-magazin.de/geld/artikel/0,2828,36719,00.html
Na und ? Ich bin cleverer als all die anderen Die Gründe für das häufige Versagen sind mannigfaltig. Euphorische und unrealistische Erwartungshaltungen an der Börse das große Geld machen zu können, emotional dominierte Handelsentscheidungen und der Mangel an einer systematischen Tradingstrategie, schnüren sich zu einem Netz aus Fallen. Ebenso führen unzureichende Money- und Riskmanagement Kenntnisse über die Dynamiken des Risk of Ruin, gepaart mit niedrigen Margin Anforderungen im Derivate- und Forexhandel dazu, dass der Großteil der Day-Trader bereits nach wenigen Wochen ihr Konto wieder vollkommen leergeräumt haben. (Schlagwort Overtrading, siehe dazu auch Money und Riskmanagement auf day-trading.cc ) Aber nicht nur der Mangel an praktischer Erfahrung im realen Handel, sondern auch theoretische Wissensmängel über die innere Mathematik und hohe Effizienz der Märkte und mangelnde Grundlagenkenntnisse über Random Walk und Preisverteilungsstatistiken, sind gewichtige Eintrittsbarrieren in das professionelle Day-Trading. Die Märkte sind ausgesprochen komplex und mit mathematischen Modellen kaum zu bezwingen. Tatsächlich können nur wenige Ansätze von sich behaupten, buy-and-hold outperformen zu können.
Ein schmutziges Geschäft Einer der Hauptgründe dafür, dass die meisten Day-Trader in die Falle des Ruins tappen, mag aber die aggressive Werbestrategie der Trading Industrie sein, die sich auf Kosten der naiven Yuppies und Möchtegernaufsteiger finanziert. Die Industrie, die sich rund ums Thema Day-Trading gebildet hat, ist ein schmutziges Geschäft, ausgerichtet auf den schnellen Profit. Online Broker, Forex- Advisors, Trading- Magazine, diverse Buch Autoren, selbsternannte Börsenprofis, oder Online Plattformen haben einen kurzfristig orientieren Gewinnhorizont, verkürzt auf die Erzielung einer maximalen Rendite, ohne Interesse an Nachhaltigkeit oder Verantwortungsbewusstsein dem Anderen gegenüber. Dem Kunden gegenüber wird so rücksichtslos wie gesetzlich möglich agiert. Hinzu kommen noch diverse unseriöse Trading Educatoren und andere falsche Trading Experten, die selbst nicht in der Lage sind, ein Konto profitabel zu handeln, aber ihre Dienste als Trading Coaches anbieten und abzocken, soweit dies die gesetzlichen Rahmenbedingungen zulassen.
High End Equipment – Fluch oder Segen? Vor allem Online Broker vermitteln dem Neuling durch den Zugriff auf professionelle Werkzeuge und hochentwickelte Trading-Plattformen das trügerische Gefühl für den Markt bereit zu sein. (siehe auch das psychologische Phänomen der Overconfidence). Sie suggerieren zudem den easy way of making money und bestärken bei den Jobfrustrierten den Wunschtraum, nun endlich die Quelle der einfachen Geldvermehrung gefunden zu haben. Der Trading Einsteiger wird vollkommen unvorbereitet in den Markt geworfen. Dieser hat zuvor ein paar Bücher und Forenbeiträge von ach so erfolgreichen Tradern gelesen und glaubt nun für den Markt bereit zu sein. Er vergisst aber dabei, dass Day-Trading ein Beruf ist, der jahrelange Ausbildung und Erfahrung benötigt und zudem außergewöhnliche Talente und enorme mentale Belastungsfähigkeit abverlangt.
Wen interessiert das? „Selbst schuld“, mag das Urteil der meisten Leser jetzt lauten. Dem professionellen Day-Trader freut es sogar, denn es sind seine Gewinne, die von den Unwissenden finanziert werden. Aber der Geschädigte ist nicht nur der Trading-Einsteiger. Es darf nicht vergessen werden, dass der Beruf Day-Trading dadurch allgemein in ein zwielichtiges Licht gerückt wird. Der Day-Trader wird in den Medien nicht selten als undurchsichtige Person, oder sogar als Scharlatan und Betrüger dargestellt, der das Finanzsystem auf unverantwortliche Weise zu seinen Zwecken ausnutzt. Wird durch die Massenmedien ein solches negatives Berufsimage im Bewusstsein des Kollektivs etabliert, ist es ein leichtes, den Day-Trader durch seine Warenspekulationen als Sündenbock für den Welthunger zu brandmarken, oder ihn sogar als Schuldigen der Finanzkrise zu verantworten, sodass politische Misswirtschaft und Korruption den schwarzen Peter weitergeben können.
Die Zukunft der Spekulationsmärkte Der angerichtete Schaden kann enorm sein und bei unkontrollierten Ausschweifungen eines Tages zu strengen Regulationen der Spekulationsmärkte führen und damit letztendlich dem professionellen Day-Trader seine Lebensgrundlage nehmen. Um die Spekulationsmärkte als Teil des Finanzsystems aufrecht erhalten zu können, wird in der langen Frist kein Weg an mehr Aufklärungsarbeit vorbeiführen können, und an einem Wertesystems mit größerem Verantwortungsbewusstsein und mehr Nachhaltigkeit. Strengere Aufsichten und Kontrollen für die Trading-Industrie wären für den professionellen Trader in der Tat wünschenswert, um das Berufsbild von der Spielcasino Mentalität zu befreien und in der Gesellschaft zu mehr Ansehen zu verhelfen.
BaWe will Day-Trading regulieren. Zwar gibt es, ausgelöst durch die Finanzkrise, erste Versuche dazu, inwieweit sie in der Realität durchsetzbar sind, ist aber sehr fraglich. Wie beispielsweise test.de berichtet, will das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) das Daytrading besser kontrollieren. „Anleger sollten die hohen Risiken des sekundenschnellen Handels mit Aktien und Derivaten verstehen, bevor sie mit dem Daytrading beginnen. “Unerfahrene Anleger dürfen nicht durch irreführende Werbung zum Daytrading verleitet werden”, sagt Georg Dreyling, Vizepräsident des BaWe. http://www.test.de/themen/geldanlage-banken/meldung/-Daytrading/18744/18744/
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